06.04.2024 10:00 (Kultur)
» Friedensglocke für immer stumm «
(SvS) OBERWIESENTHAL: Es war das letzte Mal, dass die bisherige Friedensglocke auf dem Fichtelberg geläutet wird.
Zum Ostermontag hatten der Schwarzenberger Türmer Gerd Schlesinger und Nachtwächter Jörg Eller noch einmal Gäste eingeladen und auf viele weitere Zuschauer gehofft, wenn der Glockenton das letzte Mal verhallt. 13 Jahre und sechs Monate hat die Friedensglocke ihren Dienst getan. 930 Mal wurde sie geläutet – insgesamt 11.230 Minuten lang – das sind 188 Stunden. Das erste Mal erklang sie am 3. Oktober 2010 – zum 20. Jahrestag der Wiedervereinigung Deutschlands als Ergebnis einer friedlichen Revolution.
2022 dann der Schock: Die Friedensglocke wurde Opfer von Vandalismus. Sie wurde mit Steinen beworfen und dadurch so beschädigt, dass die Läutedauer auf jeweils fünf Minuten eingeschränkt werden musste. Das Material musste geschont werden. Der Klang hatte sich verändert.
Und am Ostermontag herrschte Sturm auf dem Fichtelberg – so, als wäre der Berg selbst wütend über den sinnlosen Vandalismus, der das Abläuten erst notwendig machte. Schlesinger und Eller kämpften gegen die Tränen. Die Friedensglocke war schließlich ihr Projekt. Sie soll später einmal in der Nähe der neuen Friedensglocke aufgestellt werden. Die Neue gibt es ja bereits. Noch fehlen aber rund 50.000 Euro für Fundament und Läutewerk, den Glockenstuhl. Dafür sammelt ein Förderverein Spenden. Fördermittel soll es auch geben. Zusammengerechnet ist gerade mal die Hälfte bereits zusammengekommen. Es ist also ungewiss, ob die neue Glocke schon am 3. Oktober 2024 erstmals geläutet werden kann.
Indes haben die Mitarbeiter der Metallverarbeitung Reinwarth den Klöppel aus der Glocke gehoben. Mit einer Blumengirlande verziert wurde er in den Transporter geladen und liegt nun im Museum der beiden Glockensachverständigen Schlesinger und Eller – in Tellerhäuser.
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